Neulich beim LARP: Gottesbeweise

Ich habe mal wieder gelarpt. Und wie es beim LARP so üblich ist, gab es auch wieder sehr viele und unterschiedliche Gottheiten. Ich mache mir da wenig Gedanken zu, weil sie für mein Spiel meistens nicht so wichtig sind. Wenn eine Gottheit wichtig, dann sagen es die anderen Spieler*innen schon. Mein Charakter ist immer so standard-gottesgläubig.

Ich selber habe mir nur wenig Gedanken dazu gemacht, ob es eigentlich ok ist, wenn ich an Gott glaube und es keine Götter neben ihm geben soll und ich gleichzeitig aber im Spiel an viele Götter glaube. Aus meiner Sicht ist es nur ein Spiel und deswegen kein Problem. Das führt hier auch zu weit.

Götter kamen auf dem Con häufiger vor. Eigentlich ist es bei jedem Con so, dass an der einen oder anderen Stelle eine Gottheit vorhanden ist. Ich kann mich an kein atheistisches Con erinnern. Die Welt der Götter ist auf jeder Con sehr präsent. Auch hier gab es diese vielen Bezüge. Allein schon in der Taverne steht der Schrein an dem ich den zwei Gottheiten huldigen kann. Zwischen diesen beiden Gottheiten gibt es immer einen Wettstreit und am Ende der Con kann sehen, welche Gottheit den Wettstreit gewonnen hat.

Auch tauchen Gottheiten bei der Durchführung von allen möglichen Ritualen auf. Oder unterstützen bei der Durchführung. Und die Rituale sind wichtig, damit der Plot, die Geschichte des Cons, gelöst werden kann. Ohne Ritual keine Con? Und selbst bei den heftigsten Schlachten-Cons wird mit einen Ritual der Super-Kämpfer beschworen. Dafür braucht es natürlich eine Form von Göttlichkeit, damit es funktioniert.

Auch hier tauchte nach dem Lösen des zentralen Rätsels mit viel, bzw. sehr viel, Nebel eine Gottheit auf. Die Gottin des Lebens. Sie hatte ein sehr weibliches Aussehen (gespielt von einer Frau) und ohne zu sprechen waren ihre Gedanken als männliche Stimme für uns alle zu verstehen. Einen Dank an die SL für die gute Idee, dass die Gottheit mit einer männliche Stimme über einen Lautsprecher gesprochen wurde. Hier wurde mir deutlich, dass diese Gottheit sich nicht in die Kategorien Mann/Frau eingeteilt werden kann. Auch sonst gab es einige Bezüge, die mich OT sehr an meinen Gott erinnert haben.

Vor dem Auftauchen der Göttin gab es noch eine größere gewaltsame Auseinandersetzung. Die Göttin des Leben hat alle Verletzten zu sich gerufen und sie wieder geheilt. Eine Spielerin hatte durch einen anderen Spiele eine Verletzung erlitten und wurde auch zu ihr gerufen. Sie stand vor der Göttin und sie wurde von ihr ohne weitere Nachfragen geheilt.

Bei einem gemeinsamen Essen saß diese Spielerin vor mir und wir haben uns über die Dinge der letzten Zeit unterhalten; der Räuberangriff oder die verrückten Trolle. Irgendwie kam unserer IT-Thema auf den Gottesglauben zu sprechen. Sie würde nicht an Götter glauben. Es gäbe keinen Gott und keine Götter. OT, also außerhalb des Spiels, stellte sich mir die Frage, warum Menschen nicht einfach mal im Spiel einen Götterglauben akzeptieren können. Ich kenne einige Atheisten, die missionarischer als die Zeugen Jehowas auftreten. Und so eine Person sahs also vor mir und wollte jetzt auch im Spiel ihre atheistische Position verteilen?

Also drauf los. Das konnte ich OT wie IT, also im Spiel, nicht stehen lassen. Mein Charakter ist, wie gesagt natürlich gottesgläubig und habe die üblichen Sätze gesagt, wie, dass alles durch die Götter erschaffen wurde usw. Bei dieser Diskussion war sie vom Essen etwas abgelenkt und wollte sie aus einer geschlossen Flasche trinken und wir amüsierten uns kurz. Sie ging kurz um etwas Nachschlag zu holen und die anderen Spieler*innen neben uns hatten die Diskussion verfolgt und kam auf die Idee, den Flaschendeckel zu durchlöchern und so als Gottesbeweis doch aus der geschlossen Flasche zu trinken. Als sie wieder am Tisch war, war sie OT und IT sehr erstaunt, wie es möglich war, dass jetzt Wasser aus der geschlossen Flasche kam. OT hat sie natürlich schnell das Loch entdeckt. Die zufällig anwesende Spielleitung sagte ihr aber, dass für sie die Flasche verschlossen bliebe, weil sie keinen Glauben an den Gott des Wassers hätte.

Ihr Treffen mit der Gottheit, Ihre Heilung, das Wunder als das konnte Sie nicht von der Existenz von Göttern überzeugen. Das waren alles nur Zufälle und unsere Sinne wären nur kurzzeitig vernebelt worden. Durch das Ende des Essen wurde auch unsere Diskussion, die keine gemeinsame Linie gefunden hat, beendet.

Im Nachhinein denke ich wir brauchen keinen Gottesbeweis. Und selbst wenn es welche gäbe, dann wurde sie auch nicht jeder sehen. Auch wenn es so offensichtlich wäre.

Nach dem LARP habe ich mich OT mit der Spielerin noch unterhalten. Sie hat an allen Stellen sehr super gespielt und ich wollte ihr dafür noch danke sagen. Sie kam selber auf das Thema der Gottesbeweise und sie sagte wie schwierig es für sie war, trotz der vielen Beweise, bei der Einstellung ihres Charakters zu bleiben und das es ein sehr schönes Spiel gewesen wäre, wie ich versucht hätte sie vom Gegenteil zu überzeugen.

Am Ende wurde mir klar, dass sie ist Christin ist. Also völlig falsche Schublade. Auch wenn ich es immer wieder versuche, so ist es auch für mich schwer Menschen nicht in Schubladen zu stecken.

Aus meiner Überzeugung möchte Gott aber genau das von uns. Menschen nicht in Schubladen zu stecken und offen auf Menschen zuzugehen. Und vielleicht auch mal die Meinung des anderen zu akzeptieren. Danke für das tolle Spiel und den OT-Lernerfolg.