FZ03 – G*tt ist queer – und auch nicht

FZ – Fastenzeit: In 2025 gibt es in der Fastenzeit hier auf dem Blog ein paar wenig nerdige Texte. Eine kurze Einführung und ein wenig Kontext findest du im Text von Aschermittwoch.
G*tt ist queer – und auch nicht
Seit der Predigt beim zentralen Abschlussgottesdienst des Evangelischen Kirchentags in Nürnberg 2023 von Quinton Ceasar (@pastor_vanniekaap) wird heftig darüber gestritten: Ist G*tt queer?
Nun versuche ich mich an einer Antwort, die lautet: Ja und nein. (Wichtig: Es ist meine Antwort und damit nur eine Antwort unter vielen.)
„G*tt ist queer“ ist eine aus meiner Sicht politische Aussage. G*tt steht immer und unzweifelhaft auf der Seite der Menschen, die gesellschaftlich an den Rand gedrängt werden. G*tt, der in Jesus Christus Mensch geworden ist, hat dies durch sein Wirken in unserer Welt sehr deutlich gemacht. Er, Jesus, hat mit den ausgegrenzten gegessen, mit den Kranken gesprochen und gesellschaftliche Tabus überwunden. Menschliche Grenzen waren für ihn kein Hinderungsgrund, sich Menschen zuzuwenden. Und daher ist G*tt heute eben queer. Und solange vor allem der christlich religiöse Teil unserer Gesellschaft eine Speerspitze der Menschenfeindlichkeit mit sich herumträgt, muss das auch laut gesagt werden. Denn dieser G*tt sagt: „Du sollst deinen Nächsten lieben.“ (Mk12,31 LUT) und „Ich war fremd und ihr habt mich bei euch aufgenommen.“ (Mt 25,35 LUT)
„G*tt ist queer“ ist aber ebenso eine Aussage, der theologisch widersprochen werden darf. G*tt ist nicht weiß oder schwarz, männlich oder weiblich, groß oder klein, feindselig oder liebevoll, queer oder straight. Weil all das Adjektive sind, die einen Menschen beschreiben. Und solange wir G*tt menschlich machen, durch ebensolche Zuschreibungen, werden wir G*tt immer klein machen. Es hilft ungemein, sich ein liebevolles und menschliches Gottesbild als Gegenüber vorzustellen um eine Beziehung mit G*tt aufzubauen. Doch muss bewusst bleiben, dass dieses Bild eben nur ein Bild, ein Symbol oder auch ein Hilfsmittel ist, das wir Menschen uns machen. Wenn ich also der Aussage „G*tt ist queer“ widerspreche, widerspreche ich ebenso der Aussage „Vater unser“ oder „Gott, du bist ein gerechter Richter“. Denn dieser G*tt sagt: „Ich bin, der ich bin.“ (2.Ms 3,14 EU) und „Du sollst dir kein Gottesbild machen noch irgendein Abbild“ (2 Ms 20,4 ZB)
Es kommt auf den Standpunkt an und auf die Aussage, die ich treffen will, ob G*tt queer ist.