„Not all those who wander are lost“ (J.R.R. Tolkien) – Bücher-Nerds

Sind Bücher eigentlich nerdig?

Das habe ich mich erst neulich gefragt. Die Situation: Mit meinem Buchstammtisch habe ich mich einen Abend in einen kleinen Buchladen einschließen lassen. Wir hatten fast drei Stunden Zeit, im Buchladen bei Snacks und Getränken zu stöbern, zu lesen – und natürlich auch zu einzukaufen.

Und alle, die sich jetzt fragen: Was ist ein Buchclub? Und wieso kann man sich in einen Buchladen einschließen lassen? – Hier die Erklärung: Es gibt in vielen Orten Lesezirkel und Bücherstammtische. Im Lesezirkel lesen Menschen gemeinsam ein Buch und tauschen sich darüber aus. Im Bücherstammtisch lesen wir allerdings alle unterschiedliche Bücher, um uns einmal im Monat davon vorzuschwärmen. Die Größe von Lesezirkeln oder Bücherstammtischen ist unterschiedlich.

Und die Geschichte mit dem Einschließen? Ich weiß nicht, ob das auch andere Buchläden machen. Hier hat ein Kinderbuchladen in der Pandemie damit angefangen. Mit Erfolg! In der Weihnachtszeit ist fast jeder Abend ausgebucht. Menschen treffen sich dort, suchen in ruhiger Atmosphäre Weihnachtsgeschenke für Kinder und Familien aus, und unterhalten sich über ihre Fundstücke. Es ist einfach ein wahr gewordener Traum für alle Buch-Nerds.

Also, sind Bücher eigentlich nerdig?

Ich habe vor der Grundschule angefangen, mir das Lesen beizubringen, um meine Lieblingsbücher nachts heimlich unter der Bettdecke lesen zu können. Ab der 5. Klasse hatte ich kein Kuscheltier mehr, sondern ein Buch in meiner Tasche. Bis heute gehe ich auf keine Reise ohne Bücher. Ich habe mit elf Jahren in vier Tagen die komplette „Herr der Ringe“-Trilogie gelesen. Und die Bibel hätte ich im Konfirmationsunterricht sicherlich nicht komplett gelesen, wenn ich nicht ohnehin gern gelesen hätte.

Ich liebe Bücher. Auch wenn sich meine Liebe mit der Zeit geändert hat. Das Studium hat mir das Lesen ein wenig… ruiniert. Mehr als Lesen ist Sammeln meine große Leidenschaft geworden. So habe ich erst viele Jahre später neu mit dem Lesen begonnen. Ich ziehe leichtgängige Belletristik der großen Literatur vor. Statt Sartre lese ich Simon Beckett. Besonders hat es mir „New Adult“ angetan: (queere) Liebesromane, die sich im Urlaub gut lesen lassen.

Wo wir beim wirtschaftlichen Part wären: In den letzten Jahren ist Social Media zu einem entscheidenen Faktor für den Buchmarkt geworden. Unser örtlicher Buchladen hat sich mit Signieraktionen von „New Adult“-Büchern über die Pandemie gerettet. Bei BookTok werden kontrovers Cover und Designs besprochen. Manche Autor*innen verdanken ihren Erfolg vor allem ihrer Popularität bei Social Media.

Auch in der christlichen Bubble werden mehr und mehr Bücher vermarktet. Das ist durchaus eine Chance, noch einmal neuere und jüngere Zielgruppen zu erreichen. Insbesondere Autobiographien von Pfarrer*innen und Diakon*innen sind recht beliebt. Wer würde denn nicht wissen wollen, wie eine Pfarrerin auf einer Urlaubsinsel arbeitet?

Am Ende ist mein Fazit zum Thema „Nerdfaktor“ von Büchern ein bisschen durchwachsen. Der Büchermarkt schafft es, viele Menschen zu erreichen und zu bereichern. Und gleichzeitig bleibt so ein Abend im Buchladen etwas besonderes. Den Geruch von Büchern einzuatmen und miteinander darüber zu reden – das ist so Oldschool, dass es fast wieder nerdig ist.

Zum Abschluss kommt noch meine Empfehlung für diversitätssensible Kinderbücher, die unter dem Weihnachtsbaum nicht fehlen sollten und die ich im Buchladen entdeckt habe:

  • „Alle-Kinder-Bibel“ von Andrea Karimé
  • „Gott ist wie…“ von Rachel Held Evans
  • „Frau Noahs Mantel“ von Jackie Morris
  • „Julian ist eine Meerjungfrau“ von Jessica Love
  • „Mama und Mami und ich: Die große Vermessung“ von Nina LaCour
  • „Steck mal in meiner Haut!“ von Pia Amofa-Antwi und Saskia Hödl
  • „Ach, das ist Familie?“ von Britta Kiwit
  • „Florian“ von J.R. Ford

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