Andacht zum Barbie Movie
Ich habe es getan.
Ich war im Barbie-Film.
Wochenlang hatte ich alle nur davon reden gehört.
Meine Facebook-Timeline war voll von Barbie.
Selbst in den Nachrichten habe ich nur von Barbie gelesen.
Also habe ich mir eine Freundin geschnappt.
Zusammen sind wir ins Kino gegangen.
Und weil man das so macht,
trug ich ein Pinkes T-Shirt,
pinken Nagellack, pinken Lidschatten.
Ich kam mir nur etwas verkleidet vor.
Das Kino war ausgebucht.
Und tatsächlich trugen viele pink.
Es saßen dort Jugendliche.
Kinder, Freundinnen,
Menschen allen Alters.
Die Handlung ist schnell erzählt:
In der Barbie-Welt ist jeder Tag für Barbie perfekt.
In der Barbie-Welt kann jede Barbie alles werden.
Müllfrau, Präsidentin, Ärztin, oder auch einfach gewöhnlich.
Nur die Kens, die haben in der Barbie-Welt kein Mitspracherecht.
„Barbie ist eine Ärztin und eine Anwältin und so viel mehr als das.
Weil Barbie alles sein kann, können Frauen alles sein.“
Plötzlich verändert sich jedoch etwas.
Die Protagonisten Barbie denkt über den Tod nach.
Ihre Milch wird sauer, sie hat Cellulite.
Sie erfährt von einer anderen Barbie,
dass es in der realen Welt ein Problem geben muss.
Also macht sie sich auf in die Menschenwelt.
Ihr Freund Ken kommt auch mit.
In der Menschenwelt haben die Männer die Macht.
Es gibt Sexismus, Diskriminierung, Gewalt.
Männer beherrschen die Wirtschaft.
Das erschüttert Barbie.
Schnell findet sie die Ursache für ihre Veränderung:
Eine Mutter trauert der Beziehung zu ihrer Tochter nach.
Denn diese ist jetzt in der Pubertät.
Sie will nichts mehr von Barbies wissen.
Also spielt die Mutter allein mit Barbie.
Gibt ihr ihre traurige Gedanken:
Über den Tod, Cellulite, saure Milch.
Ken kehrt währenddessen allein zurück ins Barbie-Land.
Er führt dort das Patriarchat ein.
Die Kens sind also nun an der Macht.
Als Barbie zurück kommt, ist alles anders.
Doch mit Hilfe der Mutter und ihrer Tochter,
schaffen die Barbies es zusammen, die Kens zu besiegen.
Die Barbies lernen von den Menschen:
Im Patriarchat ist frau den Erwartungen anderer ausgesetzt.
Frau ist nie perfekt. Das kann sie gar nicht sein.
Aber dafür ist sie: perfekt unperfekt.
Am Ende sind die Barbies in der Barbie-Welt wieder an der Macht.
Und die Protagonisten-Barbie geht in die Menschenwelt.
Sie hat sich verändert, Gefühle entwickelt.
Und sie darf sie leben.
In aller Unperfektion.
Es ist einer der ersten Filme,
die Feminismus so explizit und so groß ins Kino bringen.
Er gilt als einer der erfolgreichsten Filme aller Zeiten,
mit einem sehr erfolgreichen Marketing.
Was sagt er aus? Dass Frau-Sein schwer ist.
Dass es schon immer schwer war.
Und dass wir die Welt anders als patriarchal gestalten können.
Über Jahrhunderte gab es für Frauen nur wenige Rollen.
Zum Beispiel die der Mutter, der Heiligen.
Oder die der Hure, der Sünderin.
Eine Frau, die sich ungewöhnlich verhält,
kann nach männlicher Lesart nur Sünderin sein.
So meint es der Evangelist Lukas über die Frau,
die zu Jesus in einem Festessen kommt.
Sie sei eine Sünderin, sie störe die Abläufe.
Dabei ist gar nicht klar, was sie getan haben soll.
Bei Lukas ist sie einfach nur: die Sünderin.
In der damaligen Zeit konnte das auch bedeuten,
schlicht unverheiratet oder kinderlos zu sein.
Lukas erzählt in der Geschichte:
Jesus ist eingeladen von einem Mann.
Der ist geachtet in der Gesellschaft.
Er ist klug, kennt sich mit dem Glauben aus.
Er möchte mit Jesus reden.
Von Mann zu Mann.
Seine Ansichten hören.
Über religiöse Themen.
Doch während des Essens passiert etwas:
Da ist diese Frau.
Sie kniet zu Jesus Füßen.
Sie salbt sie ihm ein.
Mit kostbaren Öl.
Vielleicht hat sie ihr Geld für dieses Öl ausgegeben.
Als sie es auf Jesu Füße gibt,
strömt der Geruch aus.
Von Olive, von Weihrauch, von Mhyrre.
Sie weint.
Ihre Tränen benetzen seine Füße.
Mit ihren Haaren trocknet sie die Füße.
Warum weint sie?
Das erzählt Lukas nicht.
Nur, dass sie dort kniet.
Jesus Füße reinigt.
Mit ihren Tränen.
Mit ihren Haaren.
Mit ihren Küssen.
Mit Öl und Liebe.
Ein Akt der Liebe.
Der Hingabe.
Sie macht sich verletzlich.
Sie liefert sich aus.
Und Jesus sieht sie.
Spricht sie an.
Er grenzt sie nicht aus.
Er sieht sie nicht als Sünderin.
Sondern als die, die ihn liebt.
Die ihre Liebe gibt. Für ihn.
Von ganzem Herzen.
Sie stört ihn nicht.
Nicht in dieser Männerwelt.
Überhaupt nicht.
Und er degradiert sie nicht.
Als Frau, als Sünderin.
Er sieht nur ihre Liebe.
Er sieht ihre Care Arbeit,
ihr Mental Load,
ihre Aufopferung für andere,
selbst für ihn ist sie da.
Und dass sie dafür sogar Regeln durchbricht,
sich ihm beim Festessen nähert,
um ihm nahe zu sein.
Obwohl sie das doch nicht darf.
Das ist ihm egal.
Denn sie liebt.
Und vielleicht reicht das.
Du musst nicht außergewöhnlich sein als Mensch.
Du musst nicht Mutter, Heilige oder Sünderin sein.
Oder in den Worten des Barbie-Films:
„Du sollst für die Männer hübsch bleiben, aber nicht so hübsch, dass du sie zu sehr in Versuchung führst oder andere Frauen bedrohst, denn du sollst ein Teil der Schwesternschaft sein. Aber du sollst immer herausstechen und immer dankbar sein. Vergiss aber nie, dass das System manipuliert ist. Finde also einen Weg, das anzuerkennen, aber sei auch immer dankbar. Du darfst nie alt werden, nie unhöflich sein, nie angeben, nie egoistisch sein, nie hinfallen, nie versagen, nie Angst zeigen, nie aus der Reihe tanzen. Das ist zu schwer! Es ist zu widersprüchlich und niemand gibt dir eine Medaille oder sagt danke! Und es stellt sich heraus, dass du nicht nur alles falsch machst, sondern auch alles dein Fehler ist.“
Vor Gott darfst du einfach sein.
Als Mensch, als Frau.
Verschwenderisch in der Liebe:
Mit Tränen.
Mit Küssen.
Mit kostbarem Öl.
Mit pinkem Lippenstift.
Einfach wunderbar.
Perfekt unperfekt.
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