Geschenkokalypse – eine Reise in eine vielleicht fremde Welt
Geschenkokalypse – Eigentlich wollte Yadenin nur ein Geburtstagsgeschenk kaufen. Doch dabei löst die Wiesenelfe versehentlich den Weltuntergang aus.
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Buchrezension
In Andrea Völkners Buch „Geschenkokalypse– Das unglaubliche Missgeschick einer kleinen Elfe“, das 2024 erschienen ist, treffen wir Lesende auf Yadenin, eine Wiesenelfe. Meine Lektüre dieses Buches liegt nun schon eine Weile zurück, doch diese Wiesenelfe hat mich bislang nicht losgelassen und so versuche ich mich erstmals an einer Buchrezension. „Eigentlich wollte Yadenin nur ein Geburtstagsgeschenk kaufen. Doch dabei löst die Wiesenelfe versehentlich den Weltuntergang aus. Yadenin muss das letzte Fragment der Steinernen Träne finden. Nur mit diesem uralten Relikt kann sie den Angriff aufhalten und die Welt retten.“
Yadenin setzt, um es freundlich auszudrücken, sehr viel Vertrauen in alle Wesen. Selbst wenn alles dagegenspricht, vertraut sie auf das Gute. So findet sie auf ihrer Reise in einem untergegangenen Schloss, das sehr lange leer steht, eine angekettete Frau. Keine Menschenseele, kein Essen, kein Wasser, nur eine Gefangene, die nicht spricht und sehr verwahrlost aussieht. „Die Elfe griff nach den Ketten. Ohne große Mühe konnte sie sie aus der Wand lösen. Die Halterung zerbröselte einfach. Ebenso zerbröselten die Fesseln an den Armen der Frau, als Yadenin sanft versuchte, sie zu lösen. Schon vor langer Zeit musste die Frau den Kampf gegen ihre Ketten aufgegeben haben.“ Eine vermeintliche Naivität, die in vielen anderen Geschichten längst zum Untergang geführt hätte.
Ihr gegenüber und oder zur Seite steht Beris, eine überdimensionale Gottesanbeterin. Beris wird ausgeschickt, um Yadenin zu töten. „Beris wurde verlegen. Wenn man Wert darauf legte, als grausame Eroberin aus einer Schattendimension ernst genommen zu werden, dann konnte solch ein Bild durchaus rufschädigend sein. Es zeigte Beris mit einem spitzen Partyhut auf dem Kopf, wie sie durch einen langen Strohhalm ein Getränk aus einem Eimer konsumierte, der am Boden stand.“ Auch die vermeintlich bösen Wesen in dieser Welt haben so ihre Eigenheiten.
Andrea Völkner nimmt den Leser mit auf eine Reise in eine fantastische Welt, die sich an vielen Stellen von anderen ähnlichen Fantasy Welten unterscheidet. Zum einen gibt es nicht den klaren Unterschied zwischen den „Guten“ und „Bösen“, sondern eher den zwischen „Komplizierten“ und denen die „Schwarz/Weiß Denken“ vorziehen. Nein, einfach haben es die diversen Völker, die diese Welt bewohnen, sicher nicht. So ist es nicht mal sicher, zu welchem Volk man denn gehört. Ein als Wiesenelfe geborenes Kind kann, wenn es sich entwickelt, auch eine Blattelfe werden. Es gibt also für die Charaktere aber auch für die Lesenden Wendungen, die so in herkömmlicher Fantasy Literatur eher selten sind.
Andrea Völkners fantastisches Erstlingswerk ist eine Reise an Orte, die nicht bis ins kleinste Detail beschrieben werden. Viel bleibt der Fantasie der Lesenden überlassen. Gleichwohl gibt es eine wohltuende Diversität in der Beschreibung der handelnden Personen. Und das Buch und seine Autorin nötigen mir hohen Respekt ab: Wie neben einem Vollzeitjob als Pfarrerin noch ein Buch geschrieben werden kann, bleibt mir ein Rätsel.
So nehme ich die Fragen und Spannungen, die sich im Buch auftun, auch gerne als sportliche Herausforderungen. Immer wieder frage ich mich, ob ich einen Fantasy Roman lese oder eine fantastische Kritik an unserer realen Welt. Allzu oft verschwimmt da die Grenze. „Der riesige Vorplatz wurde gesäumt von den Statuen bedeutender Entdeckerinnung und Forscher, wie Professorin Fenja Latull, der bekannten Devisenelfischen Ökonomin. Das frisch verdiente Geld, das sie in der einen Hand hielt, nahm und investierte sie mit der anderen Hand bereits wieder.“ So werde ich beim Lesen immer wieder herausgefordert, mich nicht im Fantastischen zu verlieren, sondern die Gedanken darüber hinaus auch im hier und jetzt zu halten. Auch Yadenins unbeirrbarer Glaube an das Gute ist für die Reale Welt eine Anfechtung: Kann man so leben?
Ich bin am Ende sehr gespannt, wohin die Reise gehen wird. Wird Andrea Völkner den Spagat zwischen Fantastischem und Realen auch zukünftig ausbalancieren und weitere Geschichten aus ihrer Welt erzählen? Potential hat die Welt auf jeden Fall, denn in vielem steckt eine Tiefe, die gelegentlich in der fantastischen Lyrik fehlt.
Wer sich auf eine Reise einlassen mag, die in die eigenen Bilder im Kopf führt, und die keine einfachen Antworten auf komplizierte Fragen aufweist, der*dem kann ich dieses Buch nur wärmstens an Herz legen.
Kursiv gesetzte Texte sind Originalzitate des Buches.
Alle Rechte liegen bei der Autorin. Ich danke für die zur Verfügungstellung des Covers als Begleitbild zu diesem Artikel.
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