Dämonen

Wesen, mit vielen Armen, sehr verschlungen und ich genau erkennbar, Comic-Still

Für Jesus waren sie vollkommen real: Dämonen und böse Geister. Er treibt sie aus (Mt 8), redet sie an (Lk 4,35) und droht ihnen. (Mt 17). Zuweilen stellt er sich sogar ihren Prüfungen (Mt 4). Gar nicht mal so selten, wenn wir in die Evangelien schauen.

Auch im Rollenspiel begegnen mir Dämonen. Je mehr Hörner, desto gefährlicher- ist eine einfache Formel beim schwarzen Auge. Als nichtmenschliche und immer böse Kreaturen sind sie beliebte Gegenspieler. Bei einem Dämon fragst du nicht, du verhandelst nicht, du bekämpfst ihn.

Dämonen sind in der Bibel und im Spiel sehr reale Wesenheiten, die Gegenspieler alles Göttlichen. Immer dann, wenn etwas Böses, Unerklärliches passiert, sind sie am Werk. Ihr trachten scheint dabei immer auf Zerstörung ausgerichtet zu sein.

Nun leben wir in der realen Welt 2000 Jahre nach Christi. Gibt es sie noch, die Dämonen?

Ich durfte kürzlich mal wieder einem meiner Dämonen begegnen. Nicht schön und -wie fast immer -unerwartet. Ich sollte in den Mittelpunkt gestellt werden und andere sollten über mich sprechen. Eigentlich eine Übung in einem Seminar, doch in mir wurde ein Käfig geöffnet.

Der Dämon, der daraus hervorschaute, heißt Selbstzweifel oder Imposter-Syndrom. Normalerweise wohnt er gut verschlossen neben „Du-bis-unnütz“, „Dich-hat-doch-eh-keiner-lieb“ sowie diversen Phobie. Die Gefängnisse, die ich ihnen gebaut habe, werden von Privilegien, Routinen und „Aus-dem-Weg-gehen“ gestützt. Aber sie sind öffenbar.

Und wenn dann mal ein Dämon hervorlugt, dann bringt er seine Kumpanen gleich mit: Angst, Fluchtinstinkt und Unsicherheit freuen sich immer, wenn sie etwas zu tun kriegen.

Die Dämonen, die wir im Rollenspiel und in der Bibel treffen sind unabhängig vom Menschen. Sie können gebannt, vertrieben und getötet werden. Meine Dämonen sind Teil von mir. Sie wachsen und nähren sich in mir.

Die stärksten Verbündeten gegen Dämonen im Rollenspiel sind Priester, Kleriker oder Paladine. Sie vereinen eine weltliche Kraft (Muskeln, Waffen etc) mit einem göttlichen Impuls (Gebet, Wunder etc). Auch im realen Leben nehmen wir die Körperlichkeit von Dämonen (Antidepressiva, Sporttherapie etc) als auch ihre geistige Gefahr sehr ernst (Psychotherapie etc). Jesus begegnet den Dämonen rein mit einer göttlichen Vollmacht.

Kann mir mein Glauben auch bei meinen Dämonen helfen? Manchmal…
Die Hoffnung, dass Gott* mich bedingungslos liebt, mich und meine Dämonen kennt, mich für mein zuweilen unzulängliches Sein nicht verurteilt, sondern annimmt, diese Hoffnung hilft. Sie ersetzt keine Therapie, aber ist ein Schritt in eine Richtung, die ich gerne gehe und hilft manchmal, einen Dämon wieder in den Käfig zurückzutreiben.

Bild: https://www.deviantart.com/themefinland/art/Chaotic-aberration-660756274