Die Moni-Andacht

Aufgrund eines etwas ungewöhnlichen Chatverlaufs in Signal, kam die Anfrage nach einer „Moni“-Andacht zu mir. Eigentlich sollte es wohl „Mini“-Andacht heißen, aber ich habe mich mal auf den Weg gemacht, eine Moni-Andacht zu schreiben.

Wie ich zu den Informationen kam, sagt viel über unser Leben in 2023 aus:

Als erstes informierte ich mich über den Namen Monika. Einmal Google einmal Wikipedia. Und so stoße ich auf den berühmten Ursprung: Monika von Tagaste. (Dazu habe ich keine Bücher gewälzt oder in Nachschlagewerken nachgesehen.)

Monika von Tagaste, die heilige Monika ist vor allem dadurch berühmt geworden, dass sie einen Sohn hat: Augustin – den Kirchenvater. (Auch dafür war kein Gang in die Abteilung Theologie der Bibliothek notwendig.)

Dann finde ich bei Wikipaedia ein Bild von Monika, dass aktuell in der Londoner Nationalgalerie weilt. Der Maler Ary Scheffer hat 1846 dieses Bild gemalt. (Wieder ohne die Abteilung Kunsthistorik aufzusuchen.)

(Monika von Tagaste und ihr Sohn, Augustinus von Hippo, in Ostia, 1846, Gemälde, Ary Scheffer (London, National Gallery – https://de.wikipedia.org/wiki/Monika_von_Tagaste#/media/Datei:Saint_Augustine_and_Saint_Monica.jpg))

Und noch eine letzte Information über Monika von Tageste will ich hinzufügen, Wieder habe ich „nur“ das Netz genutzt. Keine Kunstführer gebraucht.

Monika wurde im Jahr 332 in Numidien geboren. Numidien ist eine historische Landschaft in Nordafrika, die weite Teile der heutigen Staaten Algerien und Tunesien umfasst.

(https://en.wikipedia.org/wiki/Numidia#/media/File:Kingdom_of_Numidia-02.png)

Soweit meine erste Informationssuche (Dauer ca 5 Minuten). Ich hatte damit eine Art Steinbruch geschaffen, aus dem heraus ich mich nun für meine Andacht bedienen konnte. Gleichwohl baue ich kein Haus sondern schaue mir einzelne Fragmente etwas genauer an.

Ich schwenke also von der Suche nach Informationen auf deren Deutung um.

Fällt Euch was an dem Bild auf? Ein Frau aus Nordafrika…? Mal ehrlich, die Hautfarbe passt für mich irgendwie schlecht ins Bild.

Wir können mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass unsere Kirchenväter NICHT weiß waren. Dazu muss ich nicht in Bibliotheken gehen und viele alter Bücher wälzen. Ich kann, recht einfach mit Hilfe von Wikipaedia und google die benötigten Infos finden, WENN ICH DENN WILL!

Wir leben in 2023. Theologische Bibliotheken sind nicht mehr der Standard der Wissensvermittlung. Informationen sind schnell verfügbar, ihre Aufarbeitung zuweilen genauso mühsam wie eh und je. Aber, ein Wissensvorsprung, weil ich die alten Bücher kenne oder mein Arbeitszimmer vollgestopft ist mit Bücherregalen, den habe ich nicht mehr.

Ich glaube gleichwohl fest, dass Gott* uns die Fähigkeiten gegeben hat, in jeder Zeit nach dem Guten und Richtigen zu streben. Zuweilen müssen wir dafür althergebrachtes hinterfragen, auch wenn es weh tut und doch „so schön war“.

Wie komme ich dazu, einen solch steilen Satz hier einfach in den Raum zu stellen?

Weil ich diese Moni-Andacht mit einem Zitat des Sohnes von Monika schließen und ein sehr modernes diesem gegenüberstellen will. Denn zu jeder Zeit hat es Menschen gegeben, die sich kluge Gedanken gemacht haben und die Informationen, die ihnen vorlagen vorbehaltlos angenommen haben.

Dieser Kirchenvater Augustin, über den jeder studierte Theologe wahrscheinlich viel mehr sagen können als ich, lebte 354-430 und sagte:

Der Mensch ist nicht nach dem zu beurteilen, was er weiß, sondern nach dem, was er liebt.“

Und der 1972 geborene Will Weaton, US Schauspieler, Autor und Blogger, sagte:

Being a nerd is not about what you love, it’s about the way that you love it.”

Diese beiden Zitate trennen schlanke 1600 Jahre, aber im Kern haben sie die Erkenntnis, dass Christen nicht dazu berufen sind, alte Rituale und Formen weiter zu führen. Sondern das Gott* es sehr ernst meint, wenn geschrieben steht:

»Liebe den Herrn, deinen Gott, von ganzem Herzen, mit ganzem Willen und mit aller deiner Kraft und deinem ganzen Verstand! Und: Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst!«

Und bei Lukas sagt Jesus dazu: »Handle so, dann wirst du leben.«

Ihr Lieben, ich habe eine große Liebe zu Brettspielen, die ich erstmal für mich selbst empfinde und aus der heraus ich mich als Nerd bezeichne. Ich erwarte nicht, dass andere Menschen diese Liebe teilen. Mir ist aber bewußt, dass diese Liebe ebenso zu mir gehört, wie die Liebe zu anderen Menschen und zu Gott* und dass Gott* mich so gemacht hat.

1600 Jahre Kirchengeschichte, Reformen und Abspaltungen, Kirchenaustritte und kulturelle Aneignungen können uns nicht trennen von der Liebe Gottes die uns in die Herzen gelegt ist, Amen.