The Witcher – am Ende entsteht etwas Gutes

„Chaos ist die gefährlichste Sache auf dieser Welt. Es ist um uns herum, die ganze Zeit. Unbeständig und mächtig. Magie bringt Ordnung in das Chaos.“

Lange haben Fans auf die Fortsetzung der Serie „The Witcher“ gewartet. Zwei Jahre nach der ersten Staffel erschien am 17. Dezember endlich die ersehnte zweite Staffel des Fantasy-Epos. Acht neue Folgen mit Geralt, Yennefer und Ciri, die natürlich vielen auch schon aus den zugehörigen Romanen, Comics und Spielen bekannt sein dürften.

Die erste Staffel von „The Witcher“ orientierte sich episodisch an der Vorgeschichte der eigentlichen Saga, entsprechend des Kurzgeschichtenbands „Der letzte Wunsch“ des Autors Andrzej Sapkowski (1990). Die zweite Staffel führt nun in die Haupthandlung ein, sie greift die Pentalogie von Andrzej Sapkowski auf, entwickelt darüber hinaus aber auch neue Handlungsstränge.

Die Serie schafft es bis zur letzten Folge, die Spannung aufrecht zu erhalten. Die Charaktere sind sehr tiefgründig und vielschichtig entwickelt – und anders als vergleichbare Erfolge wie „Game of Thrones“ hält sich die Darstellung von Gewalt in ertragbare Grenzen. Kritik von Fans wurde vor allem wegen der deutlichen Abweichungen zur Romanvorlage geäußert – die Showrunnerin Lauren Schmidt Hissrich verspricht aber, nach den voraussichtlich sieben Staffeln die Handlungsstränge entsprechend der Pentalogie von Andrzej Sapkowski zu Ende zu bringen.

Spannend ist, dass in die Serie analog zur Vorlage auch dezent queere und feministische Gedanken einfließen. Alternative Familienmodelle hinterfragen das Konzept, nach dem „Blut vor Wasser“ geht. Ob die angedeuteten queeren Beziehungen der Charaktere in den nächsten Staffeln noch deutlicher herausgearbeitet werden, bleibt abzuwarten.

Mythologisch bietet Voleth Meir, die „unsterbliche Mutter“ (als Baba Yaga), aber auch die „Wilde Jagd“ spannende Anknüpfungspunkte. Was mir besonders gefällt, dass es kein klares Schwarz und Weiß gibt. Die Charaktere sind verstrickt in ihre jeweiligen Geschichten und Beziehungen, sie sind in sich selbst verkrümmt – so würde es Martin Luther wohl sagen. Stärker als ihr individuelles Wollen ist die Vorherbestimmung. So wendet sich manchmal die Handlung: aus einer niederträchtigen Intention entsteht am Ende etwas Gutes, ein wenig so wie in dem Bibelgeschichte von Joseph, dem Träumer: „Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen.“ (1. Mose 50,20)

 Meine Empfehlung? Für alle Fantasy-Fans ein echtes Muss!

Joni