Driving Home For Christmas
Der Geruch von Glühwein und Mandeln, von Schinken und Spätzle erfüllt die Luft. Menschen spazieren von Stand zu Stand. „Ich trinke am Liebsten den Glühwein von ‚Brot für die Welt‘!“. „Ich möchte lieber zum ‚Mummewirt‘!“.
Zwischendurch treffe ich immer wieder bekannte Gesichter. Der Weihnachtsmarktsbesuch gehört für mich zu den Höhepunkten der Adventszeit. Weihnachtszauber erfüllt mich.
Von irgendwoher erklingt ein Lied: „Driving Home for Christmas“, geschrieben 1988 von Chris Rea. Die Idee zu dem Lied kam ihm, als er Weihnachten mit dem Auto von London in seine Heimat Middlesbrough fuhr. Das Auto kam in den vollen Straßen nicht voran – alle wollten Weihnachten daheim verbringen – Schnee fiel vom dunklen Winterhimmel. Sobald Streiflichter in das Auto fielen, hielt Chris Rea die Lyrics für seinen Song auf einem Notizzettel fest, als „Verkehrschaos-Weihnachtssong“: „I′m driving home for Christmas. Oh, I can’t wait to see those faces. I′m driving home for Christmas, yeah. Well, I’m moving down that line. And it’s been so long- But I will be there. I sing this song. To pass the time away. Driving in my car. Driving home for Christmas.“
Die Adventszeit bedeutet für viele Menschen genau das: Nach Hause fahren, nach Hause kommen. Familien besuchen, über den Weihnachtsmarkt schlendern, bekannte Gesichter treffen: „Da machten sich alle auf, jede*r in seine Heimatsstadt.“ (Lk 2,3)
Doch dann schreibt eine: „Lass uns bei all dem Weihnachtszauber aber nicht vergessen, dass für einige unter uns auch ziemlich harte Wochen beginnen. Meine Familie hat vor einigen Jahren den Kontakt zu mir abgebrochen und seitdem verbringe ich Heiligabend alleine. Während ich normalerweise sehr gut damit klar komme, sind es die Erzählungen von weihnachtliche Heimfahrten, die mir bewusst machen, dass es dieses traditionelle Familienfest für mich nicht mehr geben wird. Und weil ich weiß, dass ich mit diesem Gefühl nicht alleine bin, versuche ich während der Adventszeit besonders darauf zu achten jeden Tag einer Person eine besondere Freude zu bereiten. […] In der Adventszeit wünsche ich mir nicht nur Besinnlichkeit, sondern echte Wertschätzung, Verständis und vor allem ein bisschen mehr Nächstenliebe. Es sind gerade verdammt eiskalte und schwierige Zeiten für diese Gesellschaft und die Welt, machen wir sie ein bissen wärmer für uns alle.“ (Jessy James La Fleur)
Ihre Worte unterbrechen meine glühwein-selige Adventsstimmung. Für viele Menschen gibt es eben kein „Driving Home for Christmas“. Ich nehme mir vor, beim nächsten Weihnachtsmarktbesuch mehr auf meine Mitmenschen zu achten – um Nächstenliebe zu leben, um einen Unterschied auf dieser Welt zu machen.