FZ05 – Gebet an das Unbekannte

FZ05 – Gebet an das Unbekannte

ein Aquarellbild eines Menschen

FZ – Fastenzeit: In 2025 gibt es in der Fastenzeit hier auf dem Blog ein paar wenig nerdige Texte. Eine kurze Einführung und ein wenig Kontext findest du im Text von Aschermittwoch.

Gebet an das Unbekannte

Was ist ein Gebet? Im Gebet wende ich mich mit meinen Sorgen und Anliegen an G*tt. Wobei ich davon ausgehe, dass ich in meinem Leben nie ohne G*tt unterwegs bin. Das ist doch ein Widerspruch. Wenn G*tt mich und mein Leben kennt, warum soll ich dann G*tt Dinge sagen? Die Zielsetzung des Gebets kann folglich nur im Menschen liegen, denn G*tt schaut sowieso in mein Herz.

Mit diese Spannung zwischen „G*tt aktiv in mein Leben einbeziehen“ und „G*tt ist im Leben jedes Menschen immer da,“ lebe ich. Das öffentliche und laute Gebet, also das Darstellen „Schaut her, ich bin Christ“ hat wenig mit meiner Beziehung zu G*tt zu tun. Dazu hat Jesus schon etwas gesagt. „Denn euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet.“ (Mt6,8 LUT)

Zudem kommt die Spannung, dass ich, wenn ich G*tt direkt als Person anspreche, G*tt auch als eine Person, ein Gegenüber auf Augenhöhe anspreche. Das wird aber G*tt nicht gerecht. Wenn ich G*tt als groß, nicht greifbar, nichts menschlich Beschränktes ansehe, wie bete ich dann?

Sören Kierkegaard – ein evangelischer Theologe, der viel klüger war als ich- schrieb dazu einmal:

Beten heißt nicht, sich selbst reden hören.
Beten heißt:
still werden und still sein und warten,
bis der Betende Gott hört.

Aber da ich kein großer Theologe bin, sondern ein nichtstudierter Mensch, der die aktive Beziehung zu G*tt sucht und sich nach einem Gegenüber sehnt, habe ich aktuell zwei Gebete, die ich mal bewusst manchmal auch unbewusst spreche oder denke.

Das eine sind Worte, die ursprünglich mein Großvater, der ev. Pastor war, schrieb und die ich an mein Leben anpasste:

Guter Gott ich danke Dir,
Das Du mich im Jetzt und Hier,
Bewahret hast vor vielem Zwist,
Der mancherlei wohl in mir ist.

Ich bitte Dich, Herr Jesu Christ,
Dass Du mir allzeit nahe bist,
Lass mich Deinem Namen tun,
Und auch gemeinsam mit Dir ruh‘n.

Und das zweite Gebet ist anders, als ich es im Konfirmationsunterricht gelernt habe. Es besteht aus zwei Fragen und dem in-mich-hineinhören auf die Antworten. Dieses Gebet hat keine Anrede an G*tt, denn G*tt ist da, immer und in jedem Atemzug. Es gleicht mehr einer Achtsamkeitsübung, denn dem Vater unser:

Wo ist gerade meine Liebe für mich?
Wo ist die Liebe für die Menschen, die mein Leben umgeben?

Und dann höre ich in mich und die Welt hinein.

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