FZ06 – Wo ist G*tt?

FZ – Fastenzeit: In 2025 gibt es in der Fastenzeit hier auf dem Blog ein paar wenig nerdige Texte. Eine kurze Einführung und ein wenig Kontext findest du im Text von Aschermittwoch.
Wo ist G*tt?
Diese Frage wird wohl so oder ähnlich vom Kindergottesdienst bis zur Beerdigung gestellt. Und ich finde es sehr spannend ihr nachzugehen. Dahinter steckt die Frage nach dem G*ttesbild.
Wenn ich Gott irgendwo suche, also im Himmel oder irgendwo im Universum, dann verorte ich G*tt als Wesen an einem Ort. Diese Vorstellung ist zum Aufbau einer Beziehung durchaus hilfreich. Auch Jesus war schließlich ein Mensch, der in Zeit und Raum klar verortet gelebt hat. Also muss es doch auch einen Ort und eine Zeit für G*tt geben, oder? Und so kann Kindern vom „lieben G*tt im Himmel“ erzählt werden und sie können dieses Bild gut in ihrer Vorstellungswelt einordnen.
Dann kann ein Gebet durch lautes Aussprechen erhört werden. Dann machen symbolische Handlungen wie Kerzen anzünden Sinn, denn G*tt sieht die „Dankopfer“. Ich kann mich mit anderen Menschen über diesen G*tt austauschen und zu G*ttes Ruhm dies oder jenes tun. Auch wird G*tt eine moralisch unabhängige Instanz, die mir sagt was gut ist (Micha 6,8).
Dieses Bild eines irgendwie gearteten personalisierten G*ttes wird für mich mit der Lebenszeit und den Lebensfragen jedoch immer schwieriger. Je mehr ich G*tt eine personalisierte Hülle und eine Verortung in Raum und Zeit zugestehen, um so menschlicher wird G*tt. Und dass passt an vielen Stellen eben nicht.
Ein anderer Blick
G*tt führt uns zu uns selbst. Wenn G*tt die Liebe ist und wer in der Liebe bleibt, bleibt in G*tt (1.Joh 4,16), dann ist G*tt nicht außerhalb von mir, sondern in meinem Inneren. Dass macht Vieles anders. Beten ist fraglich, denn G*tt „weiß, was ihr braucht, noch ehe ihr ihn bittet.“ (Mt6,8 Einheitsübers.) Das Anzünden einer Kerze ist dann nur noch zum Lesen sinnvoll. Der Bezug zu G*tt ist deutlich persönlicher und direkter. Es ist unser Verhalten und unser Herz, das direkt zu G*tt führt.
Wenn ich G*tt in meinem Inneren verorten, dann gibt keinen Richter über mein Leben mehr, der mir von Außen Gebote auferlegt. Vielmehr bin ich es selbst, der mein Leben klar kriegen muss.
Und noch ein Aspekt macht für mich den G*tt im Inneren so unfassbar spannungsvoll. Wenn G*tt in mir ist, und ich G*tt so begegne, dann ist G*tt ebenso in meinem Nächsten. Und das ist schwer zu verstehen und schwer nachzuvollziehen. G*tt in machthungrigen und skrupellosen Menschen? Wie gerne wünschte ich mir dann den G*tt als gerechten alten Mann im Himmel.
Und nu?
Am Ende ist es wie so oft: Die Spannung zwischen beiden Bildern wird sich nicht auflösen lassen. Zu dem G*tt im Außen kann ich Beziehungen aufbauen, die ich mit dem G*tt im Innen dann lebe. Beides sind Bilder, die sich G*tt annähern, aber nicht gerecht werden können. Im Ringen um ein Verstehen von G*tt bleiben wir als Menschen auf uns selbst zurückgeworfen.