Wäre Jesus ein NPC?

Stell dir vor, du spielst dein Lieblings-Rollenspiel. Dein Charakter steht vor einem kleinen, unscheinbaren Haus, und darin sitzt er: ein NPC (Non-Playable Character/Nicht-Spieler-Charakter). Er hat die Aufgabe, dir Weisheit mitzugeben, dich auf eine Quest zu schicken oder dir einfach die Richtung zu weisen. Soweit ist das normal in Spielen.

Doch was, wenn wir diese Idee auf eine andere Ebene heben? Wie wäre diese Vorstellung eigentlich im richtigen Leben. Könnte Jesus nicht auch ein NPC sein?

Jesus-als-NPC

Das Thema mit den NPCs hat mich nicht losgelassen. Stell dir vor, du spielst dein Lieblings-Rollenspiel. Dein Charakter steht vor einem kleinen, unscheinbaren Haus, und darin sitzt er: ein NPC (Non-Playable Character/Nicht-Spielender-Charakter). Er hat die Aufgabe, dir Weisheit mitzugeben, dich auf eine Quest zu schicken oder dir einfach die Richtung zu weisen. Soweit ist das normal in Spielen.

Doch was, wenn wir diese Idee auf eine andere Ebene heben? Wie wäre diese Vorstellung eigentlich im richtigen Leben. In einen vorherigen Beitrag haben ich geschrieben, das wir alle NPCs sein sollen und das Leben für die Freude im Spiel/Leben sorgen können. Wir können für andere Menschen Engel sein. NPCs machen aber auch mehr. Sie können Questgeber sein und manchmal muss dafür auch sehr schwierige Wege gehen. Sie geben einen Auftrag, der vielleicht nicht so leicht zu erfüllen ist. Das erinnert mich doch an etwas. Könnte Jesus nicht auch ein NPC sein?


Jesus als himmlischer Questgeber

In den meisten Spielen sind NPCs statisch. Sie stehen an einem Ort, erzählen ihre Geschichte oder geben dir einen Auftrag. Sie verändern sich selten und haben kaum Einfluss auf die Welt außerhalb ihrer festgelegten Aufgabe.

Jesus hingegen ist alles andere als ein passiver Charakter gewesen. Er handelt aktiv, geht zu den Menschen, heilt, predigt, provoziert und verändert. Na gut, das Gebiet war etwas eingeschränkt. Das würde wieder typisch für einen NPC sein. Wie ein guter Questgeber gibt er auch den Menschen Aufgaben – nicht um sich selbst zu bereichern, sondern um ihr Weiterkommen zu fördern.

Denke an den reichen Jüngling (Markus 10,17–22): Jesus gibt ihm eine klare Quest – „Verkaufe alles, was du hast, und folge mir nach.“ Aber die Entscheidung liegt beim Jüngling. Jesus zwingt ihn nicht. Und diese Quest ist im Real Life mindestens genau schwer, wie im Spiel in einen extra Dungoen zu gehen und sich dort besonders schwierigen Gegnern zu stellen. Eigentlich schon eine sehr coole Quest.


Freier Wille: Spieler und Entscheidungen

In Videospielen haben Spieler die Freiheit, den Quests der NPCs zu folgen – oder sie zu ignorieren. Manchmal machen wir absichtlich „dumme“ Entscheidungen, nur um zu sehen, was passiert. Und das erinnert auf erschreckende Weise an das echte Leben. Im Spiel habe ich zum Glück gespeichert oder kann respawnen. Im Real Life geht das nicht.

Im echten Leben, aber auch im Spiel gibt es die Entscheidungsfreiheit. Auch Gott* gibt uns Entscheidungsfreiheit. Sie zeigt uns durch Jesus den Weg, aber er lässt uns wählen, ob wir ihm folgen oder nicht. Und ja, manchmal treffen wir falsche Entscheidungen. Im Spiel kann es passieren, dass die Quest dann versaut ist. Ich kann nicht nochmal starten. Der NPC ist verschwunden oder speist mich mit mehr oder weniger freundlichen Antworten ab. Aus meiner Sicht ist es im echten Leben anders. Gott* kann ich immer ansprechen. Wir sind Menschen und wir sind fehlbar. Ich denke, dass Gott* immer da ist. Mich beruhigt das, weil ich weiß, dass auch gerade, wenn ich mich falsch verhalten habe, ich dort Unterstützung und Hilfe erhalte. Es gab bei mir schon einige Situationen, wo ich gerne nochmal einen alten Speicherzustand aufgerufen hätte und dann doch eine andere Entscheidung getroffen hätte. Leider war das nicht möglich. Hier habe ich mich sehr gefreut, dass mein NPC nicht verschwunden und weiter ansprechbar ist.


Die Grenzen eines NPCs

Ein weiterer entscheidender Unterschied ist: Ein NPC ist programmiert. Seine Antworten sind vorgegeben, seine Handlungen limitiert. Jesus bzw. Gott* jedoch ist kein statischer Charakter. Er reagiert auf Menschen individuell, er nimmt ihre Sorgen und Nöte ernst.

Stell dir ein Spiel vor, in dem ein NPC auf deine persönliche Geschichte eingeht, mit dir leidet und sich über deine Siege freut. Das ist Jesus – aber eben nicht als fiktionaler Charakter, sondern als die Schöpferende des gesamten Spiels, der sich entschieden hat, Teil seiner eigenen Welt zu werden.

Ein NPC leidet nicht. Es ist im Spiel egal, was mit dem NPC passiert. Meistens kann ein NPC auch nicht sterben. Er ist entweder da oder nicht. Total unwichtig für die Person, die das Spiel designt hat. In der christlichen Vorstellung haben wir das Dogma, dass Jesus ganzer Mensch und ganzer Gott ist. Als Mensch leidet Jesus. Er stirbt. Er stirbt qualvoll. Mit der Vorstellung, dass Jesus auch Gott ist, heißt das, dass Gott selber erfahren hat, wie grausam die Welt ist. Gott kann verstehen wie anspruchsvoll meine Quest ist und warum ich immer wieder scheitere. Einem NPC ist das egal. Gott ist selber als Jesus schon vor mir gescheitert. Wenn ich scheitere, dann bin ich noch nicht mal schlechter als Gott. Mich beruhigt diese Vorstellung und ich mag deswegen diesen Logik-Bug (ich meinte natürlich Dogma) Christus als ganzer Mensch und ganzer Gott in der Theologie.

2 comments

Das NPC-Thema ist wirklich schön und hat glaube ich noch viel Potential.

Sehr schöner Text. Regt an der ein oder anderen Stelle zu Weiterdenken an…

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