Fels in der Brandung

Gelobt sei Evelyn, die Göttin des Spiels. Spielen wir nicht alle, schon von Geburt an. Spielen nicht Tiere ebenso wie Menschen? Wie kann das Spiel etwas anderes sein als tiefster Ausdruck einer Lebensfreude, die uns die Göttin schenkt. Später im Leben ritualisieren wir das göttliche Spiel mit Regeln und Zeiten. Doch es bleibt: Jeder Würfel, der geworfen wird, sei ein Lob der Göttin.

So klingen Beschreibungen einer göttlichen Verehrung im fantastischen Live-Rollenspiel. Hier wurde eine Göttin erdacht, die dann mit „theologischen“ Texten und spirituellen Ritualen beschrieben wird. Das schöne daran: Die Göttin ist sehr handfest. Die Geschichten sind in sich stimmig und erzählen in Legenden und darauf aufbauenden Kulttexten von ihrem Wesen.

Außerhalb des Rollenspiels fehlt mir diese Gewissheit. Ich frage mich des Öfteren: Was will G*tt denn von mir? Und aktuell stelle ich mir die Frage nach G*tt etwas anders: Ist G*tt ein unveränderliches Wesen? Ist der G*tt, dem die Menschen im Alten Testament begegnet sind der/die gleiche, wie heute? Verändert sich G*tt mit den Menschen? Oder ist G*tt zeitlos und immergleich?

Ich finde diese Frage heute spannend. Zu oft wird mit den Willen G*ttes das eine oder andere begründet. Wenn ich ein „richtiger“ Christ sein will, sollte ich mich so und so verhalten, weil es so geschrieben steht. Wenn dem so ist, macht dann der Weg den G*tt in Jesus als Mensch gegangen ist, überhaupt einen Sinn? Wozu das Ganze, wenn G*tt durch die Erfahrung sich nicht selbst verändert hat? Nur um uns Menschen auf den „rechten“ Weg zu bringen?

Was bleibt dann noch? Wenn G*tt nicht in seinen Äußerungen immer die gleiche Botschaft sendet? Oder tut G*tt das? Lesen wir nur das Falsche? Welche Kernbotschaft zieht sich durch die ganze Bibel? Durch all die Bücher mit Kriegen und Gottesurteilen über Menschen? Mit all den Vergewaltigungen und Hinrichtungen? Diese Bücher sind in sich nicht konsistent.

Mir fallen die Antworten auf all die Fragen nicht leicht. Ich sehe G*tt gerne als zeitlos und unverrückbar, wie einen Fels in der Brandung. Doch mit Liebe und Anteilnahme hat ein Fels wenig zu tun. Der „lebendige“ G*tt hingegen kommt mir ganz nah. Diesen G*tt finde ich in meinem Leben in Höhen und Tiefen wieder. Mache ich damit G*tt zu einem Menschen? Vielleicht. Aber G*tt hat das doch in Jesus selbst getan.

Wenn bei Evelyn eine Frage offen bleibt, dann wird eine Geschichte geschrieben, die Antwort gibt. Auf die Fragen rund um G*tt habe ich keine Antworten. Aber ich stelle mich der Frage: Verändert sich G*tt mit seinem Volk oder ist G*tt ein unveränderlicher Fels in der Brandung aus Zeit und Raum?

Aber Jakob antwortete: Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn. (1 Ms 32,27 Lut)