Inneres Team

Es mag sein, dass manche Ausbildungskurse über Jahrzehnte mit dem Bild vom „Inneren Team“ konfrontiert worden sind – ich habe von diesem Konzept erst in diesem Jahr erfahren. Es ist ein Modell, das auf den Psychologen Friedemann Schulz von Thun zurück geht. Es geht darum, innere Prozesse mit einer Metapher anschaulich zu machen: Den verschiedenen inneren Stimmen und Impulsen wird ein Persönlichkeitsanteil zugeschrieben, der das jeweils Beste für das eigene Ich will. Die Persönlichkeitsanteile sind an Entscheidungsfindungen beteiligt. Manchmal ist es sinnvoll, den unterschiedlichen Sichtweisen auf eine Situation plastisch darzustellen.

Mein „Inneres Team“ besteht aus einer Sammlung aus Funko-Pop-Figuren. Und zwar nicht nur im übertragenen Sinn. In meiner Wohnung stehen fünf solcher Figuren, also handgroße Sammelfiguren aus verschiedenen Serien. Zuerst war da Sailor Moon – ein Geschenk einer Freundin in Erinnerung an meine erste große Nerdliebe. Dann kamen Daenerys Targaryen aus „Game of Thrones“, Ciri aus „The Witcher“, Legolas aus „Herr der Ringe“ und Enton aus „Pokémon“ dazu. Alle fünf stehen für meine verschiedene Persönlichkeitsanteile.

Sailor Moon ist mein tollpatschiger, hochsensibler und sozial-empathischer Anteil, der Menschen begeistern und zusammen halten kann. Daenerys Targaryen als „Mother of Dragons“ steht für mein Interesse an Macht und Gestaltung, mit allen negativen Konsequenzen. Ciri verweist auf meine geheimnisvollen, magischen Fähigkeiten. Sie ist auf der Suche nach sich selbst. Legolas versinnbildlicht mein Interesse für Bogenschießen und Wildnis. Er kennt sich in der Natur aus. Und Enton tja. Enton begleitet mich schon lange, nämlich in Form von Migräne. Enton ist also mein Persönlichkeitsmarker für Gesundheit, Selbstfürsorge und Resilienz. Interessanterweise sind alle Charaktere auch Kämpfer*innen und Held*innen.

Manchmal hilft es, bei Entscheidungen die unterschiedlichen Figuren sprechen lassen. Was würde Sailor Moon sagen, was Ciri? Und wie verhält sich Enton dazu. Enton hat eigentlich immer ein Veto-Recht. Denn durch seine Kopfschmerzen bringt er schnell alles durcheinander.

Alle Teammitglieder sind wichtig, um Entscheidungen zu treffen. Sie haben alle ihre Funktion und ihre Rolle. Und wenn sie dann ihren Job getan haben, dürfen sie als Sammelfiguren auch einfach wieder im Regal stehen – bis zum nächsten Einsatz.