Reise oder Ziel
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Wenn wir ein neues Spiel anfangen, dann gibt es i.d.R. ein Ziel, das wir verfolgen. LeChuck besiegen und Elaine heiraten, hieß das bei Monkey Island. Den Endboss besiegen bei manchen Egospielen. Die Welt erobern oder zumindest den eigenen Auftrag erfüllen beim Brettspiel Risiko.
Und wenn wir das Ziel erreicht haben, dann ist das Spiel zu Ende. Komisch, oder? Es ist so, dass der Spaß am Spiel sich eben nicht durch die Erreichung des Ziels einstellt, sondern durch den Weg dorthin.
Einige Spiele haben sich dieser Erkenntnis folgend darauf verständigt, keine Ende zu haben. Es geht immer weiter. World of Warcraft, Tetris und viele Pen und Paper Rollenspiele sind nahezu endlos spielbar.
Und wie sieht das in unserem Leben aus?
Wenn wir in unserem Leben eine Urlaubsreise planen, dann schauen wir zunächst auf das Ziel. Das macht für die Planung auch viel Sinn. Wenn ich nach Nepal reisen will, machen Strandschuhe und Badehose wenig Sinn. Andersrum bin ich auf Hawaii mit einer Winterjacke und Schneebrille nur bedingt gut gekleidet.
Doch was ist mit den richtig großen Reisen?
Mein eigenes Zuhause Klimaneutral umgestalten – damit meine Kinder ein Zukunft haben?
Inklusion in unserer Gesellschaft zu verwirklichen – echte Teilhabe von allen Menschen?
Deutschland rassismusfrei umbauen – damit wir endlich diese Krankheit überwinden?
Diese Ziele sind leitend, aber es ist sehr unwahrscheinlich, dass wir sie jemals erreichen.
Wie bleiben wir bei diesen Reisen am Ball? Warum lassen wir sie nicht einfach bleiben? Was wäre so schlimm daran, einfach „den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen“ und so zu leben, als gäbe es kein Morgen? Die nächsten vierzig Jahre schaffen wir in Deutschland schon, oder? Und ich bin fast fünfzig. Mehr als vierzig Jahre brauche ich nicht.
Ich kenne auch manche Spieler*innen, die primär ihren Spielspaß aus dem Gewinne ziehen. Alles wird dafür getan, jede noch so kleine Regel und jeder Vorteil ausgenutzt. Die Mitspielenden sind dann nur Mittel zur Steigerung des eigenen Gewinnerlebnis.
Wenn wir unsere großen Reisen nur auf das Ziel bezogen denken und nur in der Verwirklichung des Ziels unsere Bestimmung sehen, dann werden wir scheitern. Nennt mich pessimistisch. Ich werde zu meinen Lebzeiten den globalen Frieden nicht mehr erleben.
Wohin geht nun also meine Reise? Welches Ziel steuere ich an?
Immer wenn ich denke, dass ich ein Ziel habe und es verfolgen kann, kommt etwas dazwischen. Leben ist das, was passiert, während du Pläne macht.
Ich versuche meine Kraft nicht auf ein Ziel zu werfen, sondern auf die Reise selbst. Ich werde diese meine Lebensreise nur einmal machen. Nur einmal diesen Tag erleben. Wenn ich diesen einen Tag zu einem guten Tag werden lasse, dann hat sich die Reise gelohnt.
Und ich scheitere viel zu oft daran. Immer wieder schmiede ich Pläne, versuche Sicherheit und Planbarkeit zu generieren. Bei jedem Schritt frage ich mich, ist es der richtige auf meinem Weg? Wohin führt mich dieser Weg? Und die Antwort lautet eigentlich immer: Ich weiß es nicht.
Aber:
Eine Gewissheit habe ich. Egal wie oft ich scheitere, ich gehe meinen Weg nicht allein. Jesus hat uns nicht die Zusage geben, dass er das Ziel unserer Reise ist: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; steht bei Johannes.
Der Weg den wir gehen. Jede und jeder einzelne. In seinem und ihrem Tempo. Jesus ist bei uns.
Die Wahrheit die wir suchen. Wenn wir sie für uns annehmen und nach ihr leben. Jesus ist bei uns.
Das Leben das wir leben. Was auch immer morgen kommt. Jesus ist bei uns.
Amen