„Um das Licht zu entdecken, müssen wir erst die Dunkelheit erfahren.“

Herr der Ringe: Die Ringe der Macht

Achtung: Spoiler!

Von vielen sehnlichst erwartet erschien im Herbst 2022 die Serie „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ auf Amazon. Bereits 2017 hat Amazon die Rechte für die Produktion einer Serie erworben, die auf den Anhängen zu „Herr der Ringe“ von J.R.R. Tolkien beruht und auf das zweite Zeitalter verweist. Insgesamt sollen fünf Staffeln erscheinen.

Tausend Jahre vor dem „Hobbit“ und „Der Herr der Ringe“-Trilogie thematisiert die Amazon-Serie die Entstehung der zwanzig Ringe. Wir treffen in der Serie alte Bekannte wie Galadriel, Elrond, Durin oder Isildur. Die Geschichte der unterschiedlichen Völker wird beleuchtet, so lernen wir die Vorfahren der Hobbits kennen, die auf einen Istari treffen.

Trotz hoher Einschaltquoten ist die Serie vor allem unter Fans umstritten. Sie finden die Charaktere teilweise zu stereotyp und die Erzähllinien zu langatmig. Mir persönlich gefällt der cineastische Stil, die visuelle Umsetzung und die musikalische Inszenierung der Serie, die sowohl an die bisherigen Filme als auch an die Bücher anknüpft. Die Serie wurde sichtbar mit hohem Aufwand produziert und ist auch technisch ein Meisterwerk. Die Figur der Galadriel ist besonders umstritten. Auch hier finde ich die Ambivalenz der Figur ansprechend und sehe durchaus Anknüpfungspunkte an Tolkiens Galadriel, die ja ebenso mit Licht und Schatten kämpft. Auch die Diversität des Casts und der Fokus auf eine weibliche Hauptrolle boten Anlass zur Kritik – hier geht Amazon im positiven Sinn über Tolkiens Erzählung hinaus.

Die „Ringe der Macht“ erzählt mehrer Geschichten parallel. Wir erfahren von Galadriels und Isildurs Weg in die Südlande, von Elronds und Durins Freundschaft, von der Reise der Haarfüße.

Spoiler!:

Am Ende der ersten Staffel ist aus den Südlanden Mordor geworden; Sauron hat sich zu erkennen gegeben; Nori Brandyfuß begleitet den Istari (vermutlich Gandalf) nach Rhun und aus dem zwergischen Mithril werden die drei Ringe der Elben erschaffen.

Spoiler Ende!

Die Mythologie hat in „Ringe der Macht“ bisher nur eine geringfügige Bedeutung, beruht aber auf dem Silmarillion. Spannend ist, dass in der letzten Folge Parallelen zu Jesu Versuchung verarbeitet sind. In einer Vision bietet Halbrand Galadriel irdische Macht an und will mit ihr gemeinsam Mittelerde heilen, wenn sie sich ihm anschließt: „I would make you a queen, fair as the sea and the Sun, stronger than the foundations of the Earth.“ Sie entscheidet sich jedoch dagegen – so wie auch Jesus sich gegen das Angebot des Teufels stellt, der ihm in der Wüste Macht anbietet.

Empfehlung: Absolut. Vielleicht nicht unbedingt für Fans, die am Original hängen – aber für alle anderen ist es eine durchaus gelungene Adaption.