Eine Welt ohne religiöse Allmacht?

Wie sähe sie aus, eine Welt ohne Religion, ohne etwas Größeres als wir selbst und ohne eine Allmacht in Gott aus? Folgt mir auf eine gedankliche Reise.

Wie sähe sie aus, eine Welt ohne Religion, ohne etwas Größeres als wir selbst und ohne eine Allmacht in Gott aus? Folgt mir auf eine gedankliche Reise.

  1. Bei Harry Potter kommt Religion und Glaube bei den Zauberern sehr spärlich vor. Bei Muggeln wird sie nicht thematisiert. Hier wird das größere ersetzt durch die Magie. Zauberer und Hexen können (fast) alles. Selbst den Bahnhof nach dem Tod können Sie betreten und wieder zurückkehren und damit den Tod ein Stück weit überwinden. Die Magie bringt jedoch gutes und Böses hervor: Den Orden des Phönix und die Todesser.
  2. Bei Star Trek (das ist das Universum mit Raumschiff Enterprise) wird Religion und Glaube nur am Rande thematisiert. Immer dann, wenn Captain Picard oder ein*e andere die Selbstzerstörung aktiviert und die Crewmitglider auffordert sich auf den Tod vorzubereiten, zum Beispiel. Das größere ist jedoch her die Technik. Sie kann (fast) alles. Wenn man sie nur richtig einsetzt. Selbst den Tod mag sie in gewisser Weise überwinden – schaut man in die aktuelle Picard-Serie. Aber auch hier gebiert die Technik Gute und Böse: Die Föderation und die Borg.
  3. Zuletzt ein Blick ins Star Wars Universum (das ist eben jenes mit Darth Vader und Luce Skywalker). Hier finden wir mit „der Macht“ eine fast in Religionsform behandelte Größe. Der Orden der Jedi hat starke Anlehnungen an kirchliche Orden. Und wieder gelingt es den Nutzern den Tod zu überwinden und als Macht-Geister weiter zu existieren. In den Erzählungen werden die zwei Seiten der Macht (hell und dunkel) immer wieder thematisiert.

In all diesen Universen bleibt das Größere jedoch den Menschen verfügbar. Mit Anstrengung, Training und Wollen kann die Magie, die Technik und die Macht dem menschlichen Willen unterworfen werden. Es ist eine dienstbare Macht. Die Menschen müssen nur richtig Wutschen und Wedeln, die Energie der Hilfstriebwerke in die Stabilisatoren umleiten oder es tun und nicht wollen und schon lösen sich Probleme. Am Ende liegt der Erfolg oder das Scheitern also im Menschen selbst begründet.

Immer ist der Mensch also auf sich selbst zurückgeworfen. Es gibt keinen Ausweg, keine Bitte um Erlösung. Martin Luther gebrauchte für die Sünde das Bild des in sich verkrümmten Menschen.

Wie sieht das nun bei uns aus? Auch wir arbeiten an unterschiedlichen Stellen an Prozessen, die unglaublich schwer sind. Inklusion herstellen, Diversität umsetzen oder allen Menschen wirklich nach ihren Bedürfnissen gerecht zu werden, können wir am Ende nicht erreichen. Das sind Aufgaben, die der Mensch sich vorstellen kann, aber bei denen fraglich ist, ob wir sie erreichen. Eine Gesellschaft in der allen Menschen das gegeben wird, was sie benötigen verträgt sich nicht mit der Gesellschaft als Gruppenveranstaltung.

In Kirche und Diakonie arbeiten ganz viele Menschen daran, das Reich Gottes zu errichten. Diese kirchliche Formel besagt, dass es einen Zustand der Welt geben wird, der allen Menschen gerecht wird. Auf diesen Zustand strebt die Arbeit hin. Es ist uns aber auch bewusst, dass es uns nicht gegeben ist, das Reich Gottes auf Erden zu erreichen. Das kann nur Gott. Die Menschen in Kirche und Diakonie arbeiten also im vollen Bewusstsein, dass ihre Arbeit ihr Ziel nicht erreichen kann. Damit verknüpft ist aber die Zusage, dass ihre Arbeit dennoch ein wichtiger Schritt auf dem Weg ist UND dass sie geliebte und angenommene Geschöpfe Gottes sind.

Diese göttliche Dimension ist uns nicht verfügbar. Und darin unterschiedet sie sich von all den fantastischen Welten.

Jeder Mensch ist ein von Gott gewolltes Geschöpf.

Ich muss nicht perfekt sein und du auch nicht. Und ich bin geliebt.

Ich darf Scheitern und du auch. Und ich bin gewollt.

Ich bin in meinem Handeln begrenzt und du auch. Und ich bin gut geschaffen.

Ich bin ein von Gott geliebter, gewollter und gut geschaffener Mensch und ich glaube, du auch.

Eine Bibelstelle, die das zum Ausdruck bringt, ist diese hier:

All Eure Sorgen werft auf ihn, denn er sorgt für Euch. 1 Petr 5,7

Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, segne und begleite uns alle.

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Ich freue mich über Reaktionen: malte.hausmann@kirche-bielefeld.de