Neulich beim LARP – Heiler!

Eigentlich könnte ich die Uhr danach stellen, wenn ich Freitags um 18 Uhr bei einem Liverollenspiel ankomme, dann wird spätestens um 21 Uhr das erste mal laut „Heiler!“ gerufen und Menschen laufen los um anderen Menschen zu helfen.

Heiler!“ Über einen Ausruf, den man im Liverollenspiel häufig, im Alltag seltsamerweise nie hört…

Eigentlich könnte ich die Uhr danach stellen, wenn ich Freitags um 18 Uhr bei einem Liverollenspiel ankomme, dann wird spätestens um 21 Uhr das erste mal laut „Heiler!“ gerufen und Menschen laufen los um anderen Menschen zu helfen. Und wenn der erste Ruf erklungen ist, dann kommt auch ganz schnell ein weiterer und ich weiß: „Das geht jetzt weiter so, bis das Liverollenspiel in der Nacht zum Sonntag beendet ist.“ Und dann lächle ich.

Klar ich kann lächeln, denn so lange „Heiler“ und nicht „SANNI“ gerufen wird, ist alles in Ordnung. Heiler wird „im Spiel“ gerufen, also dann wenn wir Verletzungen „spielen“ und nicht, wenn (wie bei SANNI), wirklich etwas passiert ist. Der Ruf nach „Heiler!“ lässt mich lächeln, weil ich weiß, dass im Liverollenspiel jetzt auch die Spieler*innen zum Zuge kommen, die sich nicht als Krieger*in in die erste Schlachtreihe stellen. Da entsteht häufig eine ganz besondere Form von intensiven und nahen Spiel zwischen unterschiedlichsten Menschen. Das geht von ganz lustig („Hilfe! Dieser Splitter bringt mich um!“) über ekelig („sie hat mich angekotzt“) bis zu dramatisch („wird er es schaffen?“). Ich mag das. Ich mag das Spiel nach der Schlacht, nach den Kämpfen. Wenn ich eine Verletzung „ausspiele“, dann schreie ich gerne laut und hinke auch gerne noch 2 Stunden später noch durch das Lager.

Im echtem Leben dagegen, da fällt es mir schwer nach einem Arzt zu rufen oder wie kleine Kinder nach Mama oder Papa. Dabei scheint es bei vielen Kindern fast ähnlich zu sein, wie im Liverollenspiel. Da wird gerufen und gebrüllt, aber wenn das gepustet und in den Arm und alles ausführlich begutachtet wurde – dann ist auch alles wieder gut. Könnte es etwa sein, dass dieses Schreien hilfreich und nützlich ist?

HERR, mein Gott, da ich schrie zu dir, machtest du mich gesund.“ Psalm 30,3

Vielleicht sollten wir uns häufiger erlauben laut zu schreien. Vielleicht braucht es manchmal ein lautes Schreien um eine besondere Form von Nähe und Heilung zu erfahren. Vielleicht sollten wir uns häufiger erlauben nach dem zu schreien, der am Ende alles Heilen wird.