Warum ist ein zweischneidiges Schwert schärfer?

Ein Predigtessay zum Hebr. 4, 12+13, Predigttext des 20.2.2022 (Sexagesimä)
Immer wieder wird in der Bibel vom zweischneidigem Schwert gesprochen. Man könnte da einfach drüber weg gehen und sagen: „Ist halt ein Schwert. Schwerter haben eben zwei Schneiden.“ Viele Bibelausleger betonen zusätzlich gerne einmal, dass ein zweischneidiges Schwert etwas Besonderes sei, weil damit leichter Vor- und Rückhandschläge gemacht werden könnten.
Ich glaube beide Aussagen gehen an der eigentlichen Besonderheit eines zweischneidigen Schwertes vorbei. Schon, wenn man sich nur ein wenig mit Blankwaffen praktisch auseinandersetzt (wie ich es z.B. im Liverollenspiel u.ä. tue) und einfach mal ein wenig mit verschiedenen Schwertarten kämpft, dann wird einem deutlich: Ein zweischneidiges Schwert ist eine gefährliche Waffe, mit der man erst einmal lernen muss umzugehen.
Am deutlichsten wird dies mit einem ganz einfachen praktischen Beispiel (kann man auch großartig mit zwei Besenstielen nachspielen ):
Halte dein Schwert (Besenstiel) vor deinen Körper (Verteidigungsposition), dann lass jemand anderes mit einem Knüppel auf dich schlagen. Ungeübt, wie du bist, wirst einfach dein Schwert gegen den Knüppel (einen anderen Besenstiel oder schlicht eine Bratpfanne 😉 ) halten… Und dann erleben, dass die Wucht des Knüppels deine Waffe gegen deinen Körper drückt. Mit einem einschneidigen Schwert (wie einem langen Küchenmesser) ist das nicht weiter schlimm, aber mit einem zweischneidigen Schwert hast du dich damit schnell selbst verletzt.
12Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens. 13Und kein Geschöpf ist vor ihm verborgen, sondern es ist alles bloß und aufgedeckt vor den Augen dessen, dem wir Rechenschaft geben müssen. (Hebr. 4, 12+13)

Als Christen haben wir das Wort Gottes in der Hand, führen es mit unserem reden, schweigen, tun und lassen. Dieses Wort Gottes ist lebendig und kräftig und scharf, wie ein professionelles Kriegsgerät – ja, sogar noch schärfer.
Deswegen müssen wir immer wieder einüben mit dieser Waffe, diesem Werkzeug umzugehen. Damit wir uns damit nicht selbst verletzten, aber auch damit wir (oder auch Gott durch uns) die richtigen Gedanken von den falschen scheidet.
Amen.
Es klingt alles vielleicht theoretisch, aber wenn mich christliche Corona- und Klimawandelleugner ansprechen und mir anhand der Bibel erklären wollen, dass es keine Impfung und keine Maske braucht, dann bin ich als Christ, da verletzlicher, als jemand, der kein Christ ist und da sollte ich mit dem scharfen Wort Gottes gute Antworten geben können.
Und wenn das gelingt, dann fühle ich mich dabei übrigens sehr lebendig…
Amen.

PS1: Dass das meist genutzte Schwert zu Jesu Zeiten ein römisches Kurzschwert (Gladius) eher im engen Nahkampf seinen Einsatzzweck hatte untermauert das hier gesagte, denke ich.

PS2: Zur dargestellten Kampfsituation – am einfachsten wäre es, die Keule mit dem Schwert nicht abzublocken, sondern einfach zur Seite zu schlagen, sie abgleiten zu lassen . Vielleicht ist es manchmal besser ein „Bibelzitatehagel“ einfach mal wegzuwischen und mit einer eigenen durchdachten theologischen Position zu kontern.