„Mutiger Spatz“
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„Wie lange hast du es schon gespürt?
Deine Finger sind voller dumpfer Schmerzen, wenn du sie zu lange benutzt, deine Schulterblätter kitzeln mit dem Gefühl von Phantomgliedern, das Gefühl, dass du in einem Körper schwimmst, der zu groß ist, um ihn zu nutzen, die Verwirrung des Seins. Du bist nicht dazu bestimmt, unter Menschen zu wandeln. Vielleicht hast du es einfach abgetan und dir eingeredet, dass es jedem manchmal so geht. Vielleicht hast du dich auf der Suche nach der Antwort verrückt gemacht. Es gibt keinen einfachen Weg, an deinem Körper zu zweifeln. Es gibt keine bequeme Art, zusammenzubrechen. Du sehnst dich nach Schönheit, als würdest du ohne sie sterben. Du bist bereit zu fliegen. Du bist ein Spatz, mutig und verängstigt.“
Mit diesen Worten beginnt das Rollenspiel „Mutiger Spatz“ von Avery Alder. Ein Rollenspiel über das Zweifeln am eigenen Körper und den eigenen Gefühlen – aber genauso ein Rollenspiel um Achtsamkeit und eigener Wahrhaftigkeit.
Avery Alder kennt diese Gefühle vom Falschsein im eigenen Körper wohl besser als manch andere. Sie ist als Junge erzogen und aufgewachsen und lebt heute als Frau in Canada. Ein Lebensweg, der sicher kein leichter war. Sie entwirft Spiele, die diesem Falschsein sehr sensibel begegnen und den Spielenden Einblick in eine etwas andere Realität geben.
Die Spielenden schlüpfen im Spiel die Rolle von Spatzen, die in menschlichen Körpern gefangen sind. Das Spiel spielt jede*r für sich allein. Es wird Teil des Alltags. Man spielt es in der Mittagspause, beim Spaziergang, beim Sport und irgendwann einfach dauerhaft. Die Regeln sind einfach zu verstehen und schwer zu ignorieren. Die Spielenden versuchen ihre Flügel wiederherzustellen, in dem sie im Training versuchen Federn für ihre Flügel zu finden, stille Schönheit zu bezeugen und wahrhaftig zu sein.
Die Rolle ist zum Scheitern verurteilt. Keinem der Spielenden wird es gelingen sich Flügel wachsen zu lassen, um ein Spatz zu werden. Warum sollte man es also spielen?
Als Christ bin ich aufgerufen auf das Reich Gottes hin zu streben. Die Welt ein Stück weit zu verbessern. Wir mir das gelingen? Werde ich das Anbrechen von Gottes Reich auf Erden erleben? Wahrscheinlich nicht. Aber dennoch beginne ich jeden Tag aufs Neue mit meiner Arbeit.
Das haben die Menschen in Jesu Namen schon immer getan. Ohne irdischen Hoffnung darauf, ihr Ziel zu erreichen: Integration und Inklusion für Menschen mit Behinderung in unserer Gesellschaft zu fordern, weltweite Ungerechtigkeit anzuprangern, Gleiche Chancen in unserer Gesellschaft für alle Menschen anzustreben. Ohne irdische Hoffnung aber mit der Hoffnung, dass Sie Teil von Gottes Weg sind. Wir müssen den Plan Gottes nicht vollenden. Wir dürfen im Hier und Jetzt scheitern. Wir werden nicht danach beurteilt, ob wir unser Ziel erreichen.
Wir sind von Gott angenommen und geliebt– bedingungslos und ohne etwas dafür leisten zu müssen. Und das macht frei. Es ist die Freiheit es jeden Tag erneut zu versuchen.
„Wichtig ist, dass du nicht aufhörst oder aufgibst. Fahre fort, zu glauben und es zu versuchen, bis du entweder deine Flügel vollendet hast oder dir klar wird, was für ein Wesen du bist. So oder so wirst du als aufmerksamer, nachdenklicher und mutiger Mensch hervorgehen.
Ich glaube an dich.“
Brave Sparrow von Avery Alder https://buriedwithoutceremony.com/brave-sparrow
Wer Lust hat das Spiel auszuprobieren aber mit dem englischen Original nichts anzufangen weiß, kann sich auf den dritten Advent freuen. Dann werden wir hier eine genehmigte Übersetzung von Malte Hausmann veröffentlichen.