The Wellerman

Gruß aus dem Winterschlaf

Soon may the Wellerman come
To bring us sugar and tea and rum
One day, when the tonguin‘ is done
We’ll take our leave and go

Es geistert durch Tiktok und schwappt über auf Reddit, YouTube, Twitter, das Shanty vom Wellerman, der vielleicht bald kommen wird und Zucker, Tee und Rum bringt. Auch wenn eigentlich ein Versorgungsschiff gemeint ist, dieser Wellerman scheint mir, hat etwas Messianisches. Es wird gewartet und gehofft, dass er irgendwann kommen wird, der Wellermann, und alles Gute mit sich bringt.

Vielleicht ist das der Grund dafür, dass das Lied nicht nur zum Dauerohrwurm bei den Zuhörenden wird, sondern auch von unzähligen Sänger*innen und Musiker*inen um immer noch eine Stimme ergänzt neu hochgeladen wird.

@sguerraandre

#duet with @jonnystewartbass I’m late to the party, but I’m obsessed with all of these basses and got so excited. #wellerman #seashanty #basssinging

♬ original sound – N A T H A N E V A N S S

Dank moderner Technik singt die ganze Welt miteinander ein virtuelles Shanty und ich träume beim Zuhören von LARP und Lagerfeuer, obwohl ich doch eine glückliche Eigenbrötlerin und Stubenhockerin bin und eigenlich gar nicht da raus muss um zufrieden zu sein.

Denn der Wellerman ist auch das Lied vom Lockdown. „For forty days, or even more The line went slack, then tight once more“ Ein bisschen vor, ein bisschen zurück, nichts ändert sich. Und dass es 40 Tage sind, die die Schiffsmannschaft an diesem Seil festhält, bestätigt mich wieder in meiner Idee, dass der Wellerman durchaus religiös verstanden werden darf. 40 Tage in der Wüste oder 40 Jahre, auch die Bibel erzählt davon, dass das Leben nicht nur Ponyschlecken ist und dass es auch immer wieder Krisen und Durststrecken gibt.

Außerdem ist es natürlich Sinnbild für das ganze Leben:
„und wenn’s köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen“, das steht auf so manchem alten Grabstein. Oder eben: „One day, when the tonguin‘ is done, We’ll take our leave and go“

Ich habe ein neues Schätzchen für meine LARP-Liederliste und weiß jetzt schon, wenn ich irgendwann wieder am Lagerfeuer sitze, zwischen lauter anderen ganz analogen Mitsingenden und dieses Lied anstimme, dann werde ich diese Erinnerung haben an’s Durchhalten, an’s Dranbleiben und an die Gemeinschaft, die da im Internet entstanden ist und miteinander das Lied von der Sehnsucht nach dem Wellerman gesungen hat, egal ob messianisch verstanden oder mit der Idee, dass „Sugar and Tee and Rum“ ein Bild für Impfstoff sein könnten, oder auch einfach so, nur weil die Harmonien so schön klingen.

@kkaitlyncookk

#duet with @sierrasouth1 ahh i know i did a really simple part but i really wanted to join 😀 #wellerman #seashanty #singing #fyp #foryou

♬ Wellerman – ✨Jax✨

Und ich habe endlich, nach mehreren Anläufen, verstanden wozu TikTok eigentlich gut ist, wo es doch schon zig andere Social Media-Plattformen gibt: zum Shanty singen. 😉

Natascha

@leo_deazze

#duetto con @music.avatar.ethan a total obsession for this song, wanted to add some alto 🙋🏻‍♂️

♬ original sound – Sam Pope

PS: Und hier die spezielle Nerd-Version:

Und die deutsche Seemannsmission hat auch was zum Thema Shantys zu sagen: