Das Sybyll System

Wo zwei oder drei: Das Sybyll System und die Entscheidungsfindung.

Ich empfehle euch die Anime-Serie Psychopass. Sie hat mir nicht nur ordentlich Spaß gemacht, sondern bietet mir auch eine interessante Veranschaulichung für die Auslegung einer häufig aus dem Zusammenhang gerissenen Bibelstelle. Aber dazu später. Erstmal die Erklärung, was die Serie angeht:

Das Sybill-System ist ein fiktives „Programm“ zur Steuerung der japanischen Gesellschaft in naher Zukunft. Mit komplexen Verfahren wird für jeden Menschen ein „Psycho-Pass“ erstellt, der das gesamte Verhaltensprofil eines Menschen vorhersieht: Fähigkeiten, psychische Konstitution, Persönlichkeit. Das Wichtigste daran ist der Kriminalkoeffizient, ein Wert, der die Neigung und Wahrscheinlichkeit einer Person zu kriminellem Verhalten vorhersieht. Diese Vorrangstellung von innerer Sicherheit führt aber eben nicht nur zu einem stabilen Staat, sondern ist zeitgleich maßgeblich für die Gestaltung einer friedvollen Gesellschaft. In führenden Positionen sitzen eben nur Personen mit einem möglichst niedrigen Hang zur Kriminalität, psychisch stabil und Gewalt gegenüber ablehnend.

Jetzt kommen wir zum für diesen Text aber wichtigsten Umstand. Und, Achtung, der ist durchaus ein kleiner Spoiler für die Serie: Die Maschine des Sybill-Systems ist keine KI, sondern eine kybernetische Vernetzung verschiedener leistungsfähiger Gehirne von Personen mit ausgewählten Eigenschaften. Viele bilden eins. Die Vernetzung macht es stark, korrigiert Fehler der einen Persönlichkeit und spielt zu gegebener Zeit die richtige Stärke aus.

Dass man als Team besser funktioniert als allein, das muss ich womöglich niemandem extra erklären. Naja, vielleicht bis auf ein paar älteren weißen Herren, die sich selbst für das Maß aller Dinge halten.

Dieser Gedanke ist schon so alt wie die Schriften der Bibel. Paulus hat es an mehreren Stellen schon ausgeführt (schaut einfach mal bei Röm 12 oder 1. Kor 12 rein). Aber beim Teamgedanken geht es eben nicht nur darum, Fähigkeiten oder den Mangel an diesen auszugleichen. Es geht schon allein darum, gemeinsam überhaupt zu existieren. Unser ganzes Leben muss von Teamgeist durchzogen sein, damit es gut laufen kann. Oder eben so gut es geht.

„Jesus Christus spricht: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Dies ist die „neutestamentliche Skatregel“ Mt 18,20 (ja, der Witz braucht auch bei Skatspielern manchmal etwas Zeit, um einzusickern, und er ist auch etwas platt, aber hey …).

Dort ist von der Weisheit die Rede, die Entscheidungen inne liegt, die in Gemeinschaft getroffen werden. Eben nicht allein nach meinem einzelnen Willen, sondern im Zusammendenken mit anderen. Mit den Fähigkeiten und Sichtweisen, die andere einbringen. Und mit der Umsicht, die es dann braucht, damit man wirklich gemeinschaftlich zu einer Lösung kommt. Es braucht viele Hirne und viele Herzen. Dann ist Jesus dabei und segnet das Gebet, das wir gemeinsam anstimmen. Und damit auch das, was wir danach angehen.

Ein Leben im Team, im gemeinschaftlichen Denken, Handeln und Fühlen, ist damit das Größte, das es geben kann. Ich persönlich sage für mich immer, dass eben genau das Gemeinde ist: Ein Leben im Team. Zwei, drei, vier, fünf, … Personen, die miteinander das Leben angehen. Um vom jeweils anderen gehalten zu sein. Gesegnet. Mit Jesus selbst unter ihnen.

Felix Klemme

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert