Winter is coming … Gott ist groß!
Gott ist groß – AMEN!
Gott ist groß – was heißt das. „Allahu akbar“ heißt im Arabischen „Gott ist groß.“ Und….?
Ich bin unlängst über diese Worte in einem evangelischen Text gestolpert und kam darüber ins Nachdenken. Welche Aussage treffe ich mit diesen Worten und welche Bedeutung haben sie für mich?
Die Adelshäuser in Westeros haben alle ihre Worte. Sie grenzen sich damit gegen die anderen Häuser ab und beanspruchen von den Mitgliedern ihres Hauses und ihren Feinden Respekt.
„Wir säen nicht.“ – Haus Graufreund. Die Menschen der Eiseninseln, die von und mit dem Meer leben, sagen diese Worte. Und sie rechtfertigen damit ebenso ihre Lebensweise, auch wenn sie auf Raubzug gehen.
Die Lennisters im Zeichen des Löwen haben die Worte „Hör mich brüllen.“ gewählt und beanspruchen als großes Haus damit die Herrschaft über andere.
Das Haus Tagaryen, das Haus der Könige, spricht mit „Feuer und Blut“ von sich. Sie, die über die Drachen herrschen, tragen angeblich das wahre königliche Blut.
Und last but not least „Der Winter naht“, das Haus Stark. Als Wächter im Norden und an der Grenze soll dieser Spruch Mahnung zur Wachsamkeit und Warnung vor den Feinden sein.
Die Worte dienen als Warnung, als Abschreckung und als Sinnspruch für die Mitglieder eines Hauses. Auf sie wird Bezug genommen um das eigene Verhalten zu rechtfertigen, sei es auch noch so feindselig, menschenverachtend und selbstherrlich.
Ist „Gott ist groß“ der Sinnspruch des religiösen Adelshauses? Oder der Christen? Oder der Muslime?
Was sagt das aus, dieses „Gott ist groß“?
„groß“ ist ein Adjektiv, also ein Eigenschaftswort. „groß“ ist in diesem Fall die Eigenschaft Gottes. Aussagen darüber „Wie Gott ist“ finde ich immer schwierig.
„groß“ ist zudem nichts absolutes, auch wenn es so verstanden wird. „groß“, was bedeutet das? Ist ein Riese groß? Im Vergleich zu einem Zwerg, ja. Im Vergleich zu einem Drachen eher nein. „groß“ bedarf der Einordnung. Im Verhältnis zu wem oder was ordnen wir Gott ein? Zu anderen Göttern? Zu uns Menschen?
Und was sagen diese Worte über mich, meine Beziehung zu Gott aus? Gott ist groß – ich bin klein, diese Worte sind schmutzig – ist das nicht putzig – Poesiealbumssprüche? Was sagt es darüber aus, wer ich bin? Was sagt es über mein Leben aus? – Wenig, finde ich.
Ich halte persönlich nicht viel von Sinnsprüchen oder leeren Phrasen, die um ihrer selbst willen Gültigkeit beanspruchen. Ich brülle keine Parolen, die ich nicht verstehe. Ich wiederhole nicht Worte, deren Sinn ich nicht kenne, auch wenn sie viele tausend Jahre alt sind. Entweder sie haben für mich und mein Leben Relevanz, oder eben nicht. Darum lerne ich auch die Bibel nicht auswendig und schmeiße nicht bei jeder (un)passenden Gelegenheit einen Bibelvers in die Runde.
Als Christen tun wir, so meine ich, gut daran, keine Worte für unser Haus zu suchen. Wollen wir wirklich unsere gesamte Religion, unsere Verschiedenheit, unsere Pluralität in drei oder vier Wörtern zusammenfassen? Und dann, in welcher Sprache und welchem Kontext?
Aber auch ich habe so einen Sinnspruch, meine persönlichen Worte. Ich brülle sie nicht heraus, ich beanspruche mit ihnen keine absolute Wahrheit, sondern nur meine Wahrheit.
Mit meinen Worten bin ich aufgewachsen und sie spielen in meinem Leben eine Rolle. Sie gehören erst einmal nur mir. Kein Mensch kann sie angreifen, denn sie entziehen sich dem Einfluss anderer Menschen. Was andere Menschen tun und glauben, hat auf diese meine Worte wenig Einfluss.
Ganz klein und bescheiden sind meine Worte, manchmal finde ich sie fast unbedeutend und ein wenig zerbrechlich.
Sie lauten „Gott liebt mich.“
Ich baue auf dieser Einstellung keine Weltreligion auf, ich beanspruche nicht von anderen Menschen, dass sie diese Worte ebenso nachsprechen und für sich akzeptieren. Liebe will nicht, Liebe ist.
Ich hoffe ihr habt auch eure Worte, die ihr versteht, die zusammenfassen was euch mit Gott verbindet. Und wenn nicht, dann sucht danach. Sucht für euch in Gesprächen und im Gebet. Aber lasst euch von niemandem sagen, wie sie zu lauten haben. Ihr findet sie nur in euch selbst, ganz tief im Herzen.
Amen
Malte Hausmann