Vom Spielen und Richten

Ich schlüpfe gern in Rollen. Dann spiele ich jemand anderen, jemanden, der größer, stärker, verrückter oder wundersam ist. Aber ebenso gern kehre ich in mein eigenes Leben zurück. Ich habe keine Angst, zu überzeugend zu spielen. Ich weiß, wer ich bin. Wenn andere mich mit meiner Rolle gleichsetzen, haben sie etwas falsch verstanden, vergessen, dass nichts davon wirklich ist.
Wie können Leute auf die Idee kommen, dass wer im Rollen- oder Computerspiel jemanden spielt, der zaubern kann, sich der Zauberei „schuldig“ macht? Wie könne Christen auf die Idee kommen, dass das Lesen von Romanen, in denen es um Zauberei geht schon eine Hinwendung zur Zauberei sei?  Wer solche Vorwürfe  vorbringt sagt damit viel über sich selber aber nichts über Leser oder Rollenspieler oder Computerspieler. Heute, auch noch im 21. Jahrhundert gibt es Bücherverbrennungen. Christen werfen Bücher von „Harry Potter“ bis „Sakrileg“ auf den Scheiterhaufen.
Und wie schon immer bei Hexenverbrennungen liegt das nicht an der Schuld der Verbrannten sondern an der Unfähigkeit derjenigen, die verbrennen über ihre eigene Wirklichkeit hinaus zu sehen. In der Bergpredigt sagt Jesu: „Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet“.
Ein liebevolles Auge auf Deinen Nächsten zu haben, mitzukriegen, wenn er oder sie sich in der Welt der Fantasy verliert…
Ein offenes Ohr für Deinen Nächsten zu haben, zu merken, wenn das Spiel plötzlich wichtiger wird als die Wirklichkeit das ist meine Aufgabe.
Wenn Dein Kumpel außer Schlafen und Essen nur noch WoW im Kopf hat braucht er vielleicht Hilfe, wieder aus der Gefangenschaft zurück ins Leben zu kommen.
Ich kann Hilfe anbieten aber es steht mir nicht zu, zu beurteilen, zu verurteilen, zu richten.
Ist es Hobby, schöne Leidenschaft, Freizeitbeschäftigung oder hat mich da etwas im Griff? Es schadet nichts, sich selber immer mal wieder zu fragen.

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