Religiöse Gefühle

„Das Recht zu beleidigen ist sehr viel wichtiger, als das Recht, nicht beleidigt zu werden.“
Rowan Atkinson

Als Benedikt XVI. 2008 Kritik übte an einem Kunstwerk, das einen gekreuzigten Frosch darstellte, ausgestellt im Museum für moderne und zeitgenössische Kunst in Bozen in Südtirol, war das Thema „religiöse Gefühle“ vielleicht noch nicht so brisant wie jetzt. Er argumentierte, dass eben diese Gefühle verletzt würden bei Menschen, die im Kreuz ein Symbol der Liebe Gottes und unseres Heils sehen, das Anerkennung und religiöse Verehrung verlange.

Ich bin Christin – wie sieht es eigentlich mit meinen religiösen Gefühlen aus, die von „american gods“, „Dogma“, „carnival Row“ oder „His Dark Materials“ ja durchaus angegriffen werden könnten?
Wie kann ich mir so etwas ansehen oder so etwas lesen ohne permanent verletzt oder gar empört zu sein?
Stimmt mit meinen Gefühlen etwas nicht?

Ich behaupte, dass ich eine frühe „Impfung“ dagegen erfahren habe, meine persönlichen religiösen Empfindungen zum Maßstab allgemeinen menschlichen Zusammenlebens zu machen durch „Das Leben des Brian“. Damals im Kindergottesdiensthelferkreis pflegten wir das Ritual, an Weihnachten in die Spätvorstellung zu pilgern, ausgerüstet mit Sandalen und Flaschen an Stäben, geknülltem Papier für die Steinigung und Tütchen mit Weingummi und Lakritz gefüllt um sie als Otternasen, Lerchenzungen und Wolfszitzenchips herumzureichen.

Brian hat mich darauf vorbereitet, dass es unrealistisch ist zu erwarten, dass die ganze Welt respektvoll mit meiner Religion umgeht.

Brian hat mir klar gemacht, dass ich das gar nicht wollen würde.

Bei Brian konnte ich herzlich mitlachen, weil er Fragen an meine Religion aufgriff, die ich zum Teil auch hatte.

Ohne Brian wäre es mir vielleicht versagt geblieben, meine religiösen Gefühle nicht über die Freiheit zur Kritik und Parodie zu stellen.

Vielleicht hätte es ohne Brian für mich auch keinen „Harry Potter“ gegeben, denn obwohl JK Rowling selbst Christin ist und in guter Tradition auf Tolkien und Lewis folgt, die auch schon ihren Glauben in der Sprache der Fantasy zum Ausdruck gebracht haben, gibt es Leute, die die Potter-Bücher als blasphemisch empfinden.

Ich finde es wichtig und richtig, Religionskritik, auch sarkastisch verpackt, zuzulassen, um meinen eigenen Glauben daran zu messen.

Beeindruckt hat mich die Karmeliterin Sister Wendy. In einem Interview mit Bill Moyers verteidigte sie ein Foto des Künstlers Andres Serrano von 1987, das ein Kruzifix in einem Glas mit dem eigenen Urin des Künstlers darstellt („Piss Christ“). „Ich dachte, er sagte auf eine ziemlich vereinfachte Art, wie in einer Zeitschrift, dass wir dies mit Christus tun, wir behandeln ihn nicht mit Ehrfurcht. Sein großes Opfer wird nicht genutzt. Wir leben sehr vulgär. Wir stecken Christus sozusagen in eine Flasche Urin. Es ist ein sehr ermahnendes Kunstwerk. “

Es geht mir nicht darum einfach alles zu tolerieren, es geht mir darum mit Kritik und versuchter Provokation positiv umzugehen.

Spricht da jemand, dem Religion nicht mit Freundlichkeit und Offenheit begegnet ist, sondern mit Dogmen und Intoleranz?
Bin ich überhaupt gemeint? Oder wird da eine Art, Religion zu leben, kritisiert, die ich auch bedenklich finde?
Welche Fragen werden da eigentlich gestellt und habe ich Antworten darauf?
Wie kann ich meinen Glauben besser vermitteln, sodass er nicht das Verlangen der Anderen nach Freiheit verletzt?

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